Montag, 28. Oktober 2013

in den Tiefen unserer Datenbank sind Sie irgendwie katholisch

... ich lass meinen "Beziehungsstatus" auf Facebook jetzt einfach auf "verheiratet" stehen. was im "echten" Leben nicht ist, kann hier ja sein. möglicherweise ist der virtuelle Raum genauso "echt", wie das sogenannte "real life". und möglicherweise glaubt das ja der Finanzbeamte, dem ich gleich einen Screenshot meiner Facebook-Personalien schicke mit der Bitte, meine Daten auf der Lohnsteuerkarte zu ändern. die gibt's ja auch nur noch in digitaler Ausführung. vielleicht komm ich auf diese Weise doch noch mal in den Genuss einer günstigeren Steuerklasse.
ein Erlebnis ähnlicher Art, nur andersrum, hatte ich vor Jahren. da sollte ich eine fette Steuernachzahlung leisten- weil ich ein Jahr lang keine Kirchensteuer abgeführt hatte. ich erklärte dem Finanzamt, dass ich das ja auch gar nicht tun muss, weil ich keiner Kirche angehöre. nach Überprüfung der Sachlage bat mich der freundliche Beamte dann wegen des Versehens um Entschuldigung und sagte mit genau diesen Worten: "in den Tiefen unserer Datenbank sind sie irgendwie katholisch".
in den Tiefen des Facebook-Molochs bin ich irgendwie verheiratet.
in den Tiefen des kybernetischen Raums purzelt das "echte" Leben schonmal durcheinander.
(...)

Freitag, 25. Oktober 2013

EntSpannung hilft

Bei leichten Verstimmungen, erzählt Paula, hilft Entspannung: Nimm ein Bad und pack Melisse rein. Bei harten Depressionen, sagt sie, hilft Spannung: Nimm ein Bad und wirf den Fön rein.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

am Ende

falls da dieser Tunnel ist
durch den mein letzter Weg führt
und falls da dieses Licht ist
am Ende
werden es Deine Augen sein
diese grünen Glitzerdinger
die mir mit hellem Schein
die Schwerkraft nehmen
die haben mir schon oft
ein Leben in den Frost gelacht

falls da dieser Tunnel ist
und falls da dieses Licht ist
am Ende
wird mein Blick beim letzten Atemzug
in Deine grünen Glitzerdinger fallen
und in der letzten Mikrosekunde
jenseits von Himmel und Hölle
wird jede Hoffnung glücklich sterben
wirst Du das Lichtmeer sein
in dem ich friedvoll ohne Qual
ertrinken kann

falls aber
doch kein solcher Tunnel ist
doch kein solches Licht
am Ende
werde ich trotzdem tief
in Deine Augen fallen
bevor ich dann eben
ohne TunnelTamTam
ganz einfach so
verrecke


(erste Skizze)

Dienstag, 14. Mai 2013

Die Titten Gottes

... einfach mal reinlesen- laut Presse wurde immerhin das Publikum durch die Titten Gottes zu lachender Heiterkeit gebracht...

Die Titten Gottes - Textpermutation

Die-Titten-Gottes

Dienstag, 9. April 2013

Das Leben

##
Das Leben ist kein Raucher-Raum, sagt Paula.
Aber wenn die Liebe auch geht: Die Kneipen bleiben.
##

Mittwoch, 23. Januar 2013

Alternative Medizin

Töte einmal täglich in Gedanken, empfiehlt Paula, damit sparst Du Dir den Psychotherapeuten. Wenn das nicht wirkt, fügt sie hinzu, besorg Dir ne Pumpgun. (...)

Samstag, 5. Januar 2013

herzgrün

HERZGRÜN

++ Neujahrsgedicht für sämtliche Jahreszeiten
& für ein Himmelstier mit herzgrünen Augen ++

am schwarzen Himmel, aus tiefer Ferne
funkeln und leuchten Silvestersterne

der Hellste und Schönste von allen
bin ich
und werf ein liebes Licht auf Dich:
Du bist mein zu Hause, mein Unterschlupf
bist schützender Bunker im Hagel der Bomben
Du kennst meine Keller und Katakomben
verstehst meine wortlose Wintersprache

mein Sternlicht schmiegt sich kaschmirweich
um Deinen kraftvoll warmen Männerleib
stattlich das Fleisch und sinnenreich
wir tanzen taumeln herzbetrunken
lächeln spielen lustversunken
und sind uns selbst
der schönste Zeitvertreib

schaun gemeinsam in dunkle Ferne
da leuchten und lachen die Silbersterne
wir lachen auch, wir lachen uns
geistreich um den Verstand
verlieren Welt und Zeit
sind endlos bis in Ewigkeit

dort oben so fern, am kalten Firmament
bin ich der Stern
der nur für Dich verbrennt

Montag, 13. August 2012

glatt vergessen...

Ich bin vergesslich. Auf dem Weg durch meine etwa vier Lebensjahrzehnte hab ich deshalb so einiges vergessen:
Am Ende meines literaturwissenschaftlichen Studiums hab ich vertrödelt, eine Magisterarbeit zu schreiben.
Hab auch voll verpennt, einen Mann zu suchen, zu heiraten und Kinder zu kriegen. Wenn ich vorsichtshalber mal
"Haus kaufen" und "Auto anschaffen" auf meine To-Do-Liste geschrieben hatte, hab ich diesen Zettel
mit Sicherheit irgendwo verbaselt. Mein schlechtes Gedächtnis hat auch dazu geführt, dass ich nie dran gedacht hab, Lebens- und Renten- und sonstige Versicherungen abzuschliessen.
Und heute morgen hab ich mal wieder nicht dran gedacht, dass ich aufstehen und meine Brötchen verdienen müsste.
Aber sei's drum- die wirklich wesentlichen Dinge hab ich immer im Kopf; was ich zum Beispiel noch nie vergessen
hab, ist das Biertrinken in der Kneipe.

Freitag, 10. August 2012

staatlich ungeprüfter Diplom-Versager

(...) Hab nix hingekriegt im Leben, meint Achim und nimmt einen durstigen Schluck Bier aus dem Glas, bin ein richtiger Loser, glaub mir. Na ich meine, als Idiot jedenfalls, als Idiot hab ich komplett versagt. Hab keinen einzigen all dieser Idiotismen auf die Reihe gekriegt, hab alles versemmelt, hab keinen tollen Job, keine Ehefrau, keine Geliebte, keine Kinder, kein Haus, keine Schulden, nichtmal nen finanzierten Erstwagen.
Während er sich eine Zigarette anzündet und tief inhaliert, singt Pedro, der Wirt, hinter der Theke:
I'm a loser baby, so why don't you kill me?
Achim pustet den Zigarettenrauch heftig aus, links an meinem Gesicht vorbei, und funkelt lustig mit seinen Augen als er mich auffordert: Na frag mich doch mal, warum ich trotzdem so verdammt zufrieden bin? Ich frag ihn: Also warum?
Na eben deshalb, grinst er, weil ich das alles nicht hingekriegt hab im Leben, weil ich kein Idiot geworden bin, und dann grinst er noch fetter: Weil ich so'n staatlich ungeprüfter Diplom-Versager bin. (...)

(Skizze/Notiz)

Dienstag, 7. August 2012

keine SMS

ich fühl mich herbe, heute,
fühl mich Herbst.
Wind fegt stürmisch über die Gleise,
über den Bahnsteig,
an einem Dienstag im August
ist meine Jacke viel zu dünn
für diese Jahreszeit,
und ich schicke eine kurze Nachricht
an die Oma. keine SMS.
die alte Frau hat nie ein Handy
in den Händen gehalten.
eine Tintenzeile schick ich los,
steck sie einer Taube in den Schnabel:
ach Oma, leg bitte noch Holz auf die Glut,
und leg Dein liebes Lächeln aufs Gesicht,
dass mir das Kalte vergeht sobald ich
bei Dir bin-
dann werf ich die Taube hoch in die Luft:
ach flieg, du Brieftier, hin zur Oma,
hoch ins Himmeltotenreich.

Dienstag, 12. Juni 2012

bestialisches Treiben

ich trieb es mit vielen
Sternen da oben:
die Lippen schön blutig geküsst

- dann Du, mein Freund
wir schnitten tief
in unsere jungen Arme
sammelten den roten Saft
in einer Schale aus Kristall
tranken und waren ganz besoffen davon

heute noch zuweilen
dieser süsse Geschmack auf den Lippen:
das Tier, das ich bin
es leckt
seine ewigen Wunden
und manchmal
beisst es den Sternen
die Lippen schön rot

Freitag, 1. Juni 2012

die Sonne hat mir den Geist verwirrt

ich sag: "die Sonne hat mir den Geist verwirrt",
und jemand entgegnet: "mir hat der Wind ein Lied erzählt".

mir, mir hat der Wind ein paar Sätze von den Lippen gerissen.
die sind jetzt zerdeppert sind zerscheppert,
Sätze zerbrochen in Worte zersplittert in Zeichen.

vielleicht stolpert irgendwer über diesen blutbeschmierten Scherbenhaufen und fällt mittenrein: ich hoffe das.

allmählich aber fault mein Fleisch

(aus 2001)

Ich stehe auf.
Das ist gut so.

Oft lieg ich lange einfach so
in irgendeiner Gegend rum
und grins ganz blöde in den Tag.

Das ist so eine Zeit zur Zeit.
Da fliegt mir hin und wieder
ein gebratenes Täubchen ins Maul,
lecker schmeckts und macht mich satt.

Das ist so eine Zeit.
Da lieg ich öfters einfach so
rücklings auf der Blumenwiese
und schick meine trägen Gedanken
hoch zu den ziehenden Wolken;
das ist mir dann Bewegung genug.

Abends fliesst mir Milch in den Magen,
und Honig süsst mein Sein.
Das ist so eine Zeit zur Zeit.
Und ist gewiss sehr bald gewesen.

Allmählich nämlich fault mein Fleisch,
wollen Träume morgens wieder aufstehn,
duschen, in den Krieg ziehn.

Bald werd ich wieder Kühe melken,
Pollen sammeln und Nektar,
von Blüte zu Blüte im Sommerwind,
werd Kaninchen schlachten und
braten und essen und regelmässig
ein paar meiner Feinde besiegen.

Das ist gut so.
Allmählich nämlich fault mein Fleisch.
Ich stehe auf,
und frischgewaschene Träume
bewaffnen sich lächelnd
für die nächste Etappe.

Das ist gut so.
Das wird mal wieder Zeit
für so eine Zeit.

Donnerstag, 31. Mai 2012

die Zeit ist reif genug für fröhliche Butterfliegen

(ein ungeschwängerter Kurztext)

schreibe mich in eine frühe Wolke ein.
das Leben hält kurz an für eine Zigarettenpause.
aus dem Wald ruft ein Kuckuck.
dort zwischen Tannen gibt sich ein Mörder die Kugel.
die Nadelhölzer schallen den Kopfschuss zur Lichtung.
ein Eichhörnchen huscht flink an der Leiche vorbei.
die frühe Wolke zieht zielvoll Richtung Vormittag.
Vogelzwitschzwatsch tanzt um den frischen Tod.
ein komischer Waldkauz verwundert sich den Kopf.
das Leben geht weiter, einfach so.
warum auch nicht:
die Zeit ist reif genug für fröhliche Butterfliegen.

(c) stupidedia

http://www.stupidedia.org/stupi/Nords%C3%BCd-vietnamesische_Butterfliege

Mittwoch, 25. April 2012

HACKFRESSEN

Abhacken abschlachten, denk ich, als ich wie üblicherweise an den Wochentagen um sechs Uhr fünfzehn morgens durch die Bahnhofshalle gehe, erstmal Richtung Bistro; abhacken abschlachten, diese erbärmlichen NochNichtGanzWachVisagen, die jetzt zu Hunderten zwischen Infopoint und Bäckerei und Buchhandlung durch den Unterführungsgang zu den Gleisen drängen, geschäftig und hektisch und schnell trotz einer Uhrzeit, in der vernünftige Menschen das Weckerklingeln nichtmal im Alptraum hören. Abhacken abschlachten, diese Visagen die genau so aussehen wie meine eigene jetzt, nur dass ich noch einen Joker in der Tasche habe, oder im Hirn. Viele Visagen halten Pappbecher in den Händen, mit Kaffee drin und einem Plastikdeckel obendrauf, der ein Loch hat, und dann saufen sie ihre Heissgetränke aus diesen Schnabelbechern, genauso wie ich das meistens morgens mache, jetzt aber tu ich's nicht, ich geh am Bistro vorbei und ohne jede Eile Richtung Gleis 8, da fährt mein Zug in fünf Minuten.

Diese NochNichtGanzWachVisagen. Abhacken abschlachten. Leider habe ich meine Machete nicht dabei. Ich hacke trotzdem. Kopf und Kopf und Kopf und Kopf und die Visagen verziehn kein Gesicht, als sie durch den Bahnhofsgang rollen. Vielleicht verzieh auch ich kein Gesicht mehr. Schon gar nicht verzieh ich meine Visage ins Lachen.
Da gibt es nichts zu lachen. Tag für Tag für Tag für Tag von Gleis 8 Richtung Festanstellung, blaues Blei hat mir den Brustkorb schon lange durchlöchert.
Tag für Tag für Tag für Tag nicht richtig wach so mitten in der Nacht und den Schnabelbecher in der Hand. Wie bescheuert bin ich eigentlich.
Wie bescheuert sind eigentlich alle hier, all diese Visagen, die kein wirkliches Wollen auf diesen Tag werfen, und warum rennen die weiter, weiter durch die Stunden.
Da steckt kein Spass mehr drin in den Hackfressen, ich schlag die einfach ab zack zack ich schlachte die und seh die Köpfe rollen.
Der Typ, der jeden Morgen um diese Zeit durch die Papierkörbe wühlt und weggeworfenes Pfandgut sammelt, hat heute einen weissen Leinensack dabei,
der sieht recht prall gefüllt aus, den zieht er hinter sich her, über den Boden, der Sack ist blutverschmiert, und der Typ lacht mich an und sagt: Hab schon viele Schädel gesammelt heut morgen, gibt sicher reichlich Kopfgeld.
Er ist der einzige, der hier grad lacht.
Ich schlage noch ein paar weitere Visagen mit meiner Machete von hektischen Körpern, geh an Gleis 8 vorbei, an Gleis zehn die Treppen hoch, da ist grad kein Mensch.


Am Ende des Bahnsteigs setz ich mich auf den Boden und zünde mir eine Zigarette an. Ich hab noch einen Joker in der Tasche. Oder im Hirn.
Aus meinem Rucksack hole ich eine Flasche Vodka und versuch den Sturztrunk auf Ex. Nach einem halben Liter muss ich mit einem Kotzreiz kämpfen. Besiege den und sauf die Flasche leer. Trotz anflutender Berauschung weiss ich, dass hier gleich ein Schnellzug durchfährt. Ey, kuck mal, da kommt ein Schnellzug und fährt weiter.
Der bremst nicht ab. Ich lecke das Blut der NochNichtGanzWachVisagen von der Machete und hör die Durchsage für den durchfahrenden Schnellzug; stell mich an den Rand des Bahnsteigs. Da hinten kommt auch schon der Zug.
Der fährt dann einfach weiter.
Der bremst nicht ab.

anderswie & sonstnochso

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Das Literaturarchiv Marbach archiviert dieses digitale Notizbuch als ausgewählte Online-Publikation. Ziel des Projekts im Verbund mit der Dt. Schillergesellschaft ist es, der Wissenschaft relevante Netzliteratur langfristig zur Verfügung zu stellen.

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Kommentare

manchmal denk ich doch,...
manchmal denk ich doch, ja ;-)
notiertes - 19. Sep, 13:04
Dein Text erinnert mich...
Dein Text erinnert mich an meine Kindheit- auch ich...
bonanzaMARGOT - 7. Aug, 17:57
bitte entschuldigen Sie...
bitte entschuldigen Sie meine späte Reaktion- gesundheitsbedingt...
notiertes - 7. Aug, 17:50
:-)
:-)
abendGLUECK - 25. Feb, 10:45
jo. sehr sauber ;-) danke...
jo. sehr sauber ;-) danke fürs lesen und liebe grüsse!
notiertes - 27. Feb, 10:35

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