Sonntag, 7. August 2016

sexy VeganWellenreiter

Vegan ist trendy. Sogar sexy. Ganz nebenbei isst man keine tierischen Produkte, was reichlich korrekt ist, angesichts der grauenerregenden Massentierhaltung: Kann man nicht essen, sollte man nicht unterstützen. Wenn der Fleischindustrie ein paar Fresser protestierend abwandern, eröffnen sich Geschäftemachern neue Profitmöglichkeiten. Vegane Nahrung kann man seit geraumer Zeit selbst beim Discounter kaufen- die (Konsum-)Gesellschaft assimiliert solcherlei 'Protesthaltungen' und saugt sie ins Zentrum ihres turbokapitalistischen Systems. Der Protest wird zur sozialen Mode und ist also kein Protest mehr, im Gegenteil: Die Hinzes und Kunzes hocken in schicken Vegan-Cafés und fühlen sich gut, weil trendy und ohne Tierzeugs. Wenn dann auch noch die Sonne scheint, sind sie möglicherweise zu geblendet, um noch die Ferkelchen zu sehen, die ein paar Kilometer weiter in irgendeiner Schweinemästanlage zwischen halbverwesten Artgenossen in Hochnot um ihr Leben quieken. Der zeitgeistge Mode-Trend Veganismus wird daran nichts ändern. Gut vorstellbar, dass einige der heute so sexy Veganer nach einer Weile „überzeugter“ Fleischfresserverachtung irgendwann doch nicht mehr dem lockenden Duft eines argentinischen Steak-Restaurants widerstehen können- und, bitte: schön blutig! Insofern geht mein Herz mit jenen, die ohne jeden Trend vegane Ernährung leben. Die taten das vorher schon und wurden meist blöde belächelt. Sie werden es nach der Vegan-Welle weiterhin tun: Und wieder blöde belächelt werden. Mittendrin werden ein paar von ihnen verschweigen, dass sie Veganer sind: Weil es ihnen einfach zu dämlich wäre, mit trendy sexy Leuten in einen Topf geworfen zu werden. Es ist alles andere als gleichgültig, warum und wieso man etwas tut: Nur aus einer überzeugten Haltung heraus 'hält' auch das Ver-Halten- so ähnlich jedenfalls. Und Leute mit fester Überzeugung bleiben ausserhalb jeder gerade angesagten Marschrichtung eben dieser Überzeugung treu und lassen sich dafür auch gerne als „verschrobene Weltverbesserer“ bezeichnen. Mit jenen gehen mein Herz und mein Verstand, denn ohne sie wäre die Menschheit schon lange Geschichte. Dummerweise lässt sich aus Utopisten und Weltverbesserern kein Trend machen- damit würde man das System dazu aufrufen, sich selbst zu negieren, aufrufen zum Umsturz seiner selbst. Das macht kein Mensch- an dieser Stelle verstehe ich das System sehr gut: Wer lässt sich freiwillig in die Fresse schlagen? Da muss schon eine feindliche Meute kommen und umstürzen. So eine Meute müsste auch der Massentierhaltung entgegenmarschieren, die Fäuste geballt und schlagbereit. Mit sexy trendy Vegantörtchen hat noch niemand einen Feind besiegt, damit füllt man die Taschen der veganwellenreitenden Businessleute und ist so richtig schön staatstragend und systemkonform- insofern „politisch korrekt“, jedenfalls aus der Perspektive der „Herrschenden“ betrachtet.
Aber hey- was soll's? Ist doch sexy... was will der Pöbel mehr und sonstnoch?

Freitag, 15. April 2016

irgendwann: vergessen

Hin und wieder weht noch dein Lachen durch ihre Erinnerungen, gleich welken Blättern. Irgendwann modert das Laub im Rinnstein und sie hören auf, nach dir zu fragen.

Montag, 15. Februar 2016

DADA DAnke, sagt Frau Franke

dadaDanke, sagt Frau Franke:
bin eine Schlanke und wanke,
bin eine Kranke und zanke.

könnten Sie mal mein Gehirn
aus dem Kopf nehmen und entwirrn?
dada ist so ein Schwirrn hinter der Stirn!

AH! JAH! DAH!
dadadadaDanke, dada lacht Frau Franke:
aussen am hohlen Kopf
wedelt wild ein roter Zopf-
der will nicht in den Suppentopf!

auch das glatte Gehirn protestiert,
weil es alleine im Kühlschrank erfriert.

sonst aber so läuft alles geschmiert,
Sonne und Wonne sind frisch frisiert,
einer Mülltonne werden die Zähne lackiert,
während Markus der Metzger die Welt repariert...

was montags doch manchmal so alles passiert!


(erste Fassung, für das Mail-Art-Projekt "mir ist so Dada im Kopf")

Mittwoch, 27. Januar 2016

Atemlos in 2 Minuten

Atmen gefährdet meine Gesundheit, weiss Paula, speziell auf der Strasse: Dieselruss und Blei, diverse Schwermetalle, Ammoniak, Ozon und der ganze andere Dreck, den ich beim Einatmen so in die Lunge sauge, unaufhörlich- da drohen Allergien, Asthma und Sonstwas und im schlimmsten Fall Krebs. Ein paar Leute behaupten ja, man könne diese ganzen Gifte aus dem Körper rauskriegen durch Entschlacken oder Entsäuern oder regelmässige Darmspülungen; die meisten Fachleute bezweifeln allerdings, dass das etwas nützt.
Atmen gefährdet meine Gesundheit, denkt Paula, also... sollte ich besser damit aufhören, das muss doch wohl zu schaffen sein. Sie sucht im Netz nach Tipps und Tricks dazu, findet aber nur Werbung für kostenintensive Hilfsangebote: „Nicht-Atmer durch Hypnose“, „Atemfrei in 2 Minuten“, „In drei Schritten zur Atemlosigkeit“, undsoweiter. Leider gibt es keinerlei Erfahrungsberichte erfolgreicher Ex-Atmer. Wie schon einige Male vorher, versucht es Paula jetzt aus dem Stegreif auf eigene Faust: Atmet nicht mehr ein, atmet nicht mehr aus, hält angestrengt Mund und Nase verschlossen, bis ihr Kopf dunkelrot wird. Keine drei Minuten hält sie das durch, dann schon der Rückfall- ihr Mund reisst sich von selbst auf und schnappt geräuschvoll nach Luft.
Ich krieg das einfach nicht hin, Paula runzelt missmutig die Stirn; schon zwei Minuten ohne Atmerei fühlen sich verdammt beschissen an. Sie öffnet das Wohnzimmerfenster und murmelt: Aaaach egal, ich scheiss drauf, scheiss auf die Gesundheit, einfach weiteratmen, was soll's. Dann lehnt sie sich weit nach draussen und nimmt gierig einen tiefen Zug der benzolig riechenden Strassenverkehrsluft.

Freitag, 6. November 2015

kopflose Kastanienbäuche

der Oktober
fällt mir golden in den Schoss
und mein Herz ist honigtrunken

den Morgenfrost
atme ich lächelnd warm und
in der Sonne des Mittags
lieg ich rücklings, Augen zu
auf einem Bett aus buntem Laub

riech die Erde ganz nah
und in der Ferne schon
den Moder

rote Trauben süssen mir
die frühe Dämmerung
und während Poeten jetzt wieder
melancholisch die Vergänglichkeit verdichten
mach ich Zündhölzer zu Gliedmassen
für leuchtende Kastanienbäuche

die Katze wirft einen gelangweilten Blick
auf diese kopflosen Figuren
und reisst ihr Maul in grosses Gähnen

Sonntag, 4. Oktober 2015

Ü120 - Parties

Bald kannst Du ja auch auf Ü40-Parties tanzen!, meint Frederik zu Paula, schadenfroh grinsend.- Ich war schon immer Ü120, sagt Paula: Da ist die Auswahl an Tanzpartnern allerdings nicht so gross.- HÄÄ?, fragt Frederik, blöde glotzend.- Du bestätigst mir das gerade, meint Paula: Du bist doch irgendwie U100. - Ja hää also was meinste? Klar bin ich unter hundert, sagt Frederik, aber du, du bist doch nicht ÜBER 120!- Du redest vom Alter, grinst Paula: Ich nicht. -

Freitag, 4. September 2015

DigiShit

Auf merkwürdige Weise entleerte ich letzte Nacht meinen Darminhalt-
im Traum. Da stöpselte ich mir das eine Ende eines USB-Kabels in den Anus, das andere Ende in mein Smartphone und schiss Nullen und Einsen in das Gerät. Mit Stolz präsentierte ich die zum Bild konvertierte Darmausscheidung in meinen sozialen Netzwerken und kommentierte fragend: Braucht Ihr eigentlich noch Klopapier, oder scheisst Ihr auch schon digital? -

Dienstag, 1. September 2015

wir beide zwei

diese Alltage
Kämpfe und Krämpfe
durch die wir stolpern
und
holpern und
fallen
Blut Bandagen und immer schön weiter
weiter durch diese Tage

du und ich und wir
boykottieren
jedes freizeitliche Pflichtprogramm
wir sehen nicht fern aber
sehen uns an
liegen wortlos umarmt

diese späten Abende
die Wunden sind geleckt
die Kopfkissen locken mit Nachthupferln:
mit Küssen so warm wie frisch gebacken
so süss und lecker und echt
ohne Zuckerzusatz und Glutamat

diese Halbschlaf-Augenblicke
mit schweren Lidern
schlüpfen wir unter die Sternhimmeldecke
und fallen weich in tiefe Nächte

da treffen wir uns träumend
in einer heiterblauen Sonntagswelt
blumiges Bunt auf saftigen Wiesen
das Flussbett voll mit Milch und Honig
schussfreie Zone ganz ohne
Weckergeklingel

den Hahnenschrei
überlachen wir einfach
und erklären den heutigen Montag
feierlich zum Tag
an dem wir auf die Restwelt scheissen

diese Augenblicke
du
und ich

wir beide zwei

Dienstag, 25. August 2015

NotGroschen

Die Zwanzigtausend auf meinem Sparbuch sind eiserne Reserve, sagt Paula: Falls ich mal nen Auftragskiller brauche.

Mittwoch, 8. Juli 2015

Licht aus (Skizze)

der tag schon hell und alles dunkel. bin müde so müde des ganzen. ein abschiedsbrief und ich kann meine handschrift nicht mehr entziffern. verschwimmt vor den augen. schlafen schlafen ohne träume und ohne ende, licht aus.

Dienstag, 5. Mai 2015

Sperma schlucken?

(...) Also, überlegt Paula, Veganer essen keinen Honig, weil der von Bienen kommt, keinen Quark, weil der von Kühen kommt, nix von Tieren. Auch kein Leder-Label an der Jeans. Jetzt ist der Mensch ja selbst ein Tier. Heisst das, dass vegane Frauen kein Sperma schlucken? Ganz konsequent gedacht, dürften sie dann Sperma weder oral noch vaginal aufnehmen. Also keine Fortpflanzung bei den Veganern. Womit sich die Veggie-Spezies, ein wachsender Teil der Menschheit, sozusagen erfolgreich selbst am Überleben hindert. Das hilft gegen Überbevölkerung und gegen Menschen überhaupt. Und dafür, findet Paula, müssen wir sie lieben, die Veganer. (...)

Montag, 4. Mai 2015

SmallTalk ohne Sinn und Pointe

+ Nach der Lesung, Frage von Zuhörerin A:
Warum schreiben Sie, Frau Hartman, was treibt Sie da an?
+ Meine Antwort ist eine Gegenfrage:
Warum fliegt ein Adler, was treibt ihn dazu?
+ Bemerkung von Zuhörer B:
Es ist, was es ist- sagt die Liebe.
+ Reaktion von Zuhörerin A:
eh... hehe... ahh so, ahh jaa, verstehe, hüstel hüstel.
+ Laute Frage von mir in die Runde:
Wo kann ich hier rauchen?

---

Mittwoch, 25. Februar 2015

StimmungsHoch

ein SchönGefühl so warm so hell
steigt auf aus meiner Tiefe
zieht hoch und reckt mir den Hals
streckt mir das Kinn und
legt mir den Kopf in den Nacken
strahlt mir aus den Augen
die Zimmerdecke hält meinen Blick
nicht auf, jedes Mauerwerk
durchbreche ich mit Leichtigkeit
bis da nur noch Himmel ist
der zeigt sich grün
wie ein Freitag im Frühling
und lädt mich ein zum Tanz
auf seiner bunten WolkenWiese

Montag, 10. November 2014

hochgesunde Reaktion

anderswie & sonstnochso

Archivierung DLA

Das Literaturarchiv Marbach archiviert dieses digitale Notizbuch als ausgewählte Online-Publikation. Ziel des Projekts im Verbund mit der Dt. Schillergesellschaft ist es, der Wissenschaft relevante Netzliteratur langfristig zur Verfügung zu stellen.

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Vergnügen
monehartman - 6. Mai, 14:13

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Kommentare

manchmal denk ich doch,...
manchmal denk ich doch, ja ;-)
notiertes - 19. Sep, 13:04
Dein Text erinnert mich...
Dein Text erinnert mich an meine Kindheit- auch ich...
bonanzaMARGOT - 7. Aug, 17:57
bitte entschuldigen Sie...
bitte entschuldigen Sie meine späte Reaktion- gesundheitsbedingt...
notiertes - 7. Aug, 17:50
:-)
:-)
abendGLUECK - 25. Feb, 10:45
jo. sehr sauber ;-) danke...
jo. sehr sauber ;-) danke fürs lesen und liebe grüsse!
notiertes - 27. Feb, 10:35

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